Endometriose
Definition
Endometriose ist eine gutartige, chronische Krankheit, die starke Schmerzen, Unfruchtbarkeit und sogar die Zerstörung von Organen verursachen kann. Chronisch bedeutet, dass die Endometriose nicht heilbar ist und trotz operativer Therapie oder nach Beendigung einer hormonellen Therapie in den meisten Fällen wiederkommt. Bei der Endometriose siedeln sich Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, ausserhalb der Gebärmutterhöhle im Bauchraum an. Dort bilden sie sogenannte Endometrioseherde, die winzig klein bis einige Zentimeter gross sein können. Diese Zellen reagieren, ähnlich wie die eigentliche Gebärmutterschleimhaut, auf die Hormone des weiblichen Zyklus: Sie wandeln sich um und bluten ab. Der Körper reagiert auf diese Blutungen mit Narbenbildung, Entzündungen und Verwachsungen.
Ursache
Trotz intensiver Forschung ist nicht abschliessend geklärt, wodurch Endometriose verursacht wird. Es gibt einige Theorien, die versuchen, die Entstehung der Erkrankung zu erklären. Für einen zentralen Punkt wurde lange die sogenannte retrograde Menstruation gehalten. Dabei gelangt Menstruationsblut über die Eileiter in den Bauchraum. Dies kann aber nur einen Teil der Problematik erklären, denn die retrograde Menstruation findet sich bei bis zu 90 Prozent aller Frauen – von Endometriose betroffen sind jedoch «nur» 10 bis 15 Prozent. Diese Theorie erklärt also, wie die Zellen in den Bauchraum gelangen aber nicht, warum sie in das Bauchfell und andere Organe einwachsen. Deshalb gibt es bis heute keine kausale Therapiemethode – also eine Behandlung, die an der Ursache der Erkrankung ansetzt.
Beschwerden
Das Leitsymptom der Endometriose ist eine schmerzhafte Regelblutung. Dazu kommen Unterbauchschmerzen, die häufig in die Beine, den unteren Rücken oder das Gesäss ausstrahlen. Oft sind die Beschwerden zyklusabhängig. Ausserdem kann es zu Verdauungsstörungen wie Durchfall oder Verstopfung kommen oder auch Kreislaufbeschwerden, Übelkeit und Schwindel bis hin zum Bewusstseinsverlust. Auf Dauer kann die Endometriose – vorallem wenn sie nicht richtig erkannt und behandelt wird – zu einem chronischen Schmerzsyndrom sowie zu chronischer Müdigkeit, Erschöpfung und Anfälligkeit für Infektionen und Autoimmunerkrankungen führen.
Es gibt jedoch auch Patientinnen, die überhaupt keine Beschwerden haben. Die Erkrankung wird dann zufällig festgestellt, zum Beispiel bei Abklärungen einer ungewollten Kinderlosigkeit.
Behandlung
Die Behandlung der Endometriose richtet sich nach Art der Beschwerden. Eine erfolgreiche Therapie setzt an verschiedenen, zentralen Punkten an. Neben der allfälligen Behandlung mit Schmerzmitteln geht es in erster Linie darum, die Symptome mit einer adäquaten hormonellen Therapie zu lindern. Dabei wird der weibliche Zyklus unterdrückt und somit der «Motor» der Erkrankung lahmgelegt. Oft klingen die Beschwerden in diesem blutungsfreien Zustand ab.
Wenn die hormonelle Therapie nicht greift, sollte eine minimal-invasive Operation – die sogenannte Bauchspiegelung – durchgeführt und hier festgestellte Endometrioseherde entfernt werden. Der Zeitpunkt einer Operation soll immer gut bedacht werden – insbesondere, wenn ein Kinderwunsch besteht. Inzwischen ist es ausserdem möglich, Endometriose an den Eierstöcken, sogenannte Endometriosezysten, zu abladieren. Damit wird das gesunde Gewebe geschont und die Fruchtbarkeit kann erhalten werden. Besteht kein Kinderwunsch oder ist die Familienplanung abgeschlossen, macht es Sinn, nach der Operation eine hormonelle Therapie fortzuführen. So können weitere Operationen bestenfalls vermieden werden.
Zahlen und Fakten
- Von Endometriose sind 10 bis 15 Prozent der Frauen betroffen.
- Patientinnen mit unbehandelter Endometriose sind statistisch gesehen weniger fruchtbar als gesunde Frauen.
Ansprechperson
Dr. med. Rasmus Schmädecker
Leitender Arzt Frauenklinik
Tel. +41 44 911 15 97
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